Alles Purpose oder was?
Lesehinweis: Dieser Artikel ist in der Kategorie #Gedankengewitter. Bedeutet der Artikel ist aus einer ersten Reflexion entstanden, möglicherweise nicht zu Ende ganz ausformuliert, erste Gedanken. Die Idee ist es also, einen Impuls zu geben und im besten Fall einen Anstoss zur Reflexion zund im schönsten Fall der Beginn einer Diskussion dazu.
Guter Videopodcast zum Thema “Mindset” – Anlass zur Reflexion
Ich habe vor längerer Zeit einen sehr interessanten und spannenden Videopodcast gesehen zum Thema “Was ist Mindset oder kann das weg“! Holger Nauheimer, Conny Dethloff und Jaana Rasmussen hatten zu diesem Thema einen spannenden Austausch. Ganz klare Empfehlung, euch das Video etwas näher anzuschauen.
Ihr habt euch das Video evtl. schon angesehen und möglicherweise war für euch ebenso spannend wie für mich?.
Das Video war für mich der Auslöser für diesen Artikel, den ich ehrlicherweise schon vor längerer Zeit begonnen hatte und nie wirklich dazu kam, die Gedanken hier festzuhalten. Das Video löste bei mir zunächst folgenden Impuls und Frage aus: “Was ist eigentlich dran am Thema, warum wirkt die Auseinandersetzung mit dem Purpose und auch Mindset gelegentlich so abstrakt, so sperrig? Scheint sie doch auf der Hand zu liegen!?” und letztlich “Ich habe verstanden, dass die Beschäftigung mit dem Thema ein wichtiger Teil von Organisationsentwicklung ist, gerade mit dem Schwerpunkt auf agiler und digitaler Transformationen”
Definition Purpose
Eine grobe Übersetzung des Anglizismus zeigt bereits den grundlegenden Gedanken von Purpose im Unternehmen. Das englische Wort bedeutet auf Deutsch so viel wie:
Grund, Absicht, Ziel, Zielsetzung, Zweck, Sinn, Entschlossenheit, Ziel-bewusstheit, Nutzen. Demnach ist der Unternehmenszweck das Warum und Wofür einer Marke oder Firma. Er ist die Mission des Unternehmens und bestimmt dessen Zukunft maßgeblich mit.
Teil 1, die Perspektive: Unternehmens-Purpose
Die Annahme das Menschen die eine möglichst hohe Kongruenz zwischen Sinn und Arbeit erleben, einfach intrinsisch mehr motiviert sind und evtl. sogar leistungsfähiger sind, als Menschen, die wenig Sinn in Ihrer Arbeit verspüren ist mehr als eine Hypothese. Das WHY adressiert stark unser limbisches System – spricht also unsere Emotionen an. Ob Daniel Pink oder andere Autoren, die sich mit dem Thema Motivation auseinandergesetzt haben – der Sinn fehlt nie, wenn es darum geht darzustellen, was uns wirklich antreibt. Wichtig ist evtl. noch die Ergänzung, dass in der Wissensarbeit die sinngetriebene Arbeit einen höheren Stellenwert einnimmt, als bsp. an einem einfachen Industriearbeitsplatz (der nicht weniger wichtig und Wert ist). Warum das so ist, erklät sich in der Literatur aus Zusammenhang Entlohnung, Motivation den Beruf auszuüben und Bildungshintergrund.
Beginnen wir zunächst mit dem Thema Purpose im Unternehmenskontext. Vorweg – die Frage nach dem Purpose ist eine Diskussion, die eine wirtschaft-ethische Dimension hat und ist notwendig geworden, weil nicht erst seit Simon Sinek (Golden Circle) deutlich geworden ist, dass Gewinnmaximierung kein ausreichender emotionaler Motor für die Begeisterung von Kunden und Mitarbeitern darstellt. (Fragen wir uns doch selbst einmal, wie emotional mitreißend wir es finden, wenn Firma XY 2 % mehr Umsatz im Jahr 2023 plant! Richtig, wenig bis gar nicht!”) hier kann man bereits erkennen, dass bei der Beschäftigung mit dem Purpose eine Innen- und Außenperspektive relevant ist.
In komplexen und dynamischen, besetzten Märkten ist das Ziel der „Gewinnmaximierung“ ein miserables Differenzierungsmerkmal. Auch stützt Gewinnmaximierung weder eine eigene Vision, noch wird klar, was für großartige Geschichten in diesem Unternehmen stecken und welche großen Erfolge bereits erzielt wurden und was dieses Unternehmen letztlich zu dem macht, was es ist.
Im Video klang es stellenweise “bewusst provokant” doch sehr stark nach „Old Economy“ – nach dem Motto – Purpose? Brauchen wir nicht – oder hast du unser Business Modell nicht verstanden – wir müssen Geld verdienen, ohne dass läuft der Laden nicht – So what?
Aus meiner Sicht, nur ein Teil der Wahrheit und ist auch nicht wirklich entscheidend bei der Betrachtung um den Purpose!
ALLE wollen Geld verdienen, auch der Mitbewerber – also müssen wir uns die Frage stellen: “Warum sind einige Unternehmen erfolgreicher als andere und wie tun Sie das?” “Warum verdienen Sie mehr Geld, wenn Sie doch das Gleiche oder Ähnliches tun?”
Wenn es darum geht, aber die besten Produkte der Welt zu produzieren, ist es möglicherweise wichtig, die besten Menschen in diesem Unternehmen zu beschäftigen und Produkte so zu entwickeln, dass wir uns einem höherwertigen Ziel verschreiben! Vereinfacht sind es diese beiden Fälle hier:
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- Unternehmen 1: Wir wollen nächstes Jahr 20% mehr Wachstum und versprechen X % Dividende an die Shareholder! Das Unternehmen produziert aber im Jahr tausend Tonnen Mikroplastik und Abfall und der Marketing-Trailer wird als das entlarvt, was es ist – “Greenwashing”! (Auch wenn man mittlerweile sagen muss, die Filme werden immer besser)
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- Unternehmen 2: Wir produzieren alle unsere Produkte zukünftig mit dem Ziel nicht nur die besten Produkte in höchster Qualität zu liefern, sondern die bsp. rückstandslos kompostiert werden können und somit dem Naturkreislauf wieder zur Verfügung stehen. Wir arbeiten nicht an der Zukunft, wir SIND Zukunft.
Auch wenn es sich letztlich um eine Zuspitzung handelt und um eine Vereinfachung, so bin ich überzeugt, dass das den Unterschied deutlich macht bzw. die Darstellung ausreicht, um Unternehmen dazu zu motivieren, nach höheren Zielen zu streben, als nach Gewinnmaximierung.
Gewinnmaximierung ist genau genommen kein Ziel, sondern ein Ergebnis dessen, wenn wir eine starke Vision verfolgen und unseren Purpose kennen.
Um das noch ein wenig zu unterfüttern. Die Zeiten von Hochglanz Marketing Broschüren, die die leichtgläubigen Kunden „begeistern“ können, sind aufgrund desillusionierter Kunden nicht vorbei – aber haben Ihre Unschuld verloren. Es geht nicht mehr nur darum, sich den Anschein zu geben, man produziere – sagen wir bsp. nachhaltige Produkte, oder man engagiere sich sozial – die Menschen haben ein hervorragendes Gespür dafür, wie sehr die Außendarstellung von der gelebten Realität abweicht. Bzw. das Kundenerlebnis von der Versprechung abweicht. Sicherlich gäbe es hier noch viel zu sagen, so lässt meine Beschreibung gerade ausser Acht das Menschen sich auch gerne blenden lassen, solange das Produkt “gut schmeckt, gut riecht, sich gut anfühlt…”! You got the Idea!
Mission, Vision und Purpose
6 Hypothesen zum Purpose und dessen Bedeutung für Unternehmen
Im Ergebnis folgende Hypothesen:
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- Immer mehr Unternehmen erkennen, dass ein Unternehmen immer eingebettet sein MUSS – in die Frage – wie glaubwürdig sind wir in Bezug auf Nachhaltigkeit, soziales Miteinander und eine lebenswerte Zukunft, für ein Leben in der Zukunft.(Können wir uns noch länger erlauben gegen unsere Überlebensgrundlagen zu agieren? Antwort: Klares NEIN!)
- Unternehmen, die Ihren Purpose kennen, kennen Ihren Anteil an der Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft von morgen!
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- Unternehmen, die Ihren Purpose kennen, brauchen weniger Budget für “Greenwashing” oder Ähnliches.
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- Unternehmen, die Ihren Purpose kennen, kennen Ihre Stärken und wissen, welche Mission Sie erfüllen. Diese kann in den seltensten Fällen einem anderen Unternehmen „Gleichen“, es geht um den Wettbewerb der besten Ideen für die Zukunft! Daher sind “Purpose-Driven”-Companies auch die besseren Performer.
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- Ein Unternehmen, welches seinen Purpose kennt, hat das Innen- und Außen miteinander verbunden. Bedeutet: Das Unternehmen wird nicht anders wahrgenommen, wenn man es von Außen betrachtet oder wenn man im Unternehmen arbeitet. Diese “Glaubwürdigkeit”, diese “Wertigkeit” ist bereits großartiges Marketing.
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- Ein Unternehmen, welches den Purpose kennt, wird es leichter haben Mitarbeiter zu gewinnen, weil es diesen leichter fällt die Frage zu beantworten”Was macht diesen Job aus und/oder warum soll ich hier arbeiten?”
Und noch eine Ableitung, aus der sich die Beschäftigung mit dem Purpose nicht nur sinnvoll erscheint, sondern geradezu notwendig ist. Wenn es richtig ist, dass Unternehmen komplexe, soziale System sind, dann ist es auch richtig, dass Menschen, wenn Sie gemeinsam einen höheren Sinn verfolgen, nach allem, was Sprenger, Pink und die Sozialwissenschaften und Psychologie zu Menschen und ihren Motivatoren geschrieben haben, werden die MItarbeitenden dieses Unternehmens daran arbeiten diese Mission zu erfüllen.
Und zu guter Letzt, natürlich ist die Diskussion um den Purpose besonders für Start-ups interessant, da Sie natürlich danach streben ein Produkt oder Dienstleistung an den Markt zu bringen, welches nicht nur Probleme und Bedürfnisse der Konsumenten deckt, die es so noch niemand abdeckt, (ja das kann auch der Preis sein) was aber schon recht schwierig geworden ist, sondern man will und MUSS einen höherwertigen Beitrag liefern. Das MACHT den Unterschied aus.
Herausforderungen im Unternehmenskontext
Einige Herausforderungen bei der Verfolgung eines Purpose im Unternehmenskontext können sein:
- Schaffung von Klarheit: Es kann schwierig sein, einen Purpose zu formulieren, der sowohl für das Unternehmen als auch für seine Stakeholder relevant und glaubwürdig ist.
- Umsetzung: Es kann schwierig sein, den Purpose in die täglichen Aktivitäten und Entscheidungen des Unternehmens zu integrieren und sicherzustellen, dass er tatsächlich umgesetzt wird.
- Kommunikation: Es kann schwierig sein, den Purpose erfolgreich an die Öffentlichkeit zu kommunizieren und sicherzustellen, dass er von Kunden und anderen wichtigen Stakeholdern verstanden und unterstützt wird.
- Nachhaltigkeit: Es kann schwierig sein, den Purpose auf Dauer aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen auch in schwierigen Zeiten einhält.
Ich glaube daher, dass der Purpose eine notwendige Diskussion zur Moral und Ethik in der Ökonomie anstößt, mit dem Rückschluss, dass Unternehmen, die sich mit ihren Werten identifizieren und für sich ein höheres Ziel anstreben (bessere Zukunft, Nachhaltigkeit, Sozial, Qualität, Nutzen) definitiv von den Unternehmen unterscheiden, deren Werte- und Purpose Diskussion lediglich als notwendiges Übel begreifen bzw. für deren Ziel es ist im Management-Kreis marketingreife Botschaften zu verfassen, die dann die Mitarbeiter auf die neue „Leitkultur“ einschwören lassen und in Folge feststellen, das keiner die Werte lebt, die da in der Marketingbroschüre gelandet sind.
Wer weiß, evtl. bin ich auch nur ein gnadenloser Romatiker und Idealist, der sich eine Ökonomie vorstellen kann, bei dem nicht nur die Ideen und Produkte und Unternehmen am Markt zu finden sind, die Ihre Monopolstellung aufgrund erheblicher finanzieller Mittel ausbauen können, sondern auch die Unternehmen den Markt beleben, die mit neuen disruptiven visionären Ideen den etablierten ordentlich Dampf im Kessel machen. Am liebsten aus deutschen Landen versteht sich.
Teil 2, Ausblick Perspektive Teamebene
Die Autoren wie Pink, Springer und viele Andere beschäftigen sich mit der Frage: “ Was motiviert uns eigentlich wirklich?” Dort fällt der Begriff im Zusammenhang mit Autonomie, Mastery, was man übersetzen könnte mit; Das Streben nach persönlicher Exzellenz und als dritter Begriff der Purpose, in diesem Zusammenhang zu übersetzen mit höherwertigem Ziel. Angefasst und stark vereinfacht wäre dann also die logische Konsequenz, dass Menschen besonders dann in ihrer Arbeit eine besondere Befriedigung erlangen und somit bessere Ergebnisse liefern, wenn sie den Sinn in Ihrem Schaffen kongruent ist, mit dem persönlich wahrgenommenen Sinn und Werten, die den Menschen antreiben.
Fortsetzung folgt…